ZERO-WASTE-CITY: Eine Strategie für ökologischeres, klimafreundlicheres Leben und Wirtschaften in unseren Städten

Bericht aus der digitalen Grünen Stunde am 12. Januar 2023 zum Thema ZERO-WASTE-CITY- LEIPZIG

 

Wenn wir in unserem Leben und Wirtschaften weiter so viele primäre Rohstoffe nutzen, wie bisher, verbrauchen wir bis 2050 so viel, als hätten wir drei Erden zur Verfügung. Prognosen sagen voraus, dass sich der weltweite Verbrauch von fossilen Brennstoffen, Metallen, Mineralien und Biomasse in den nächsten vierzig Jahren noch einmal verdoppeln wird. Es ist höchste Zeit, unseren Lebensstil und unser Wirtschaftssystem so zu gestalten, dass wir innerhalb unserer planetaren Grenzen arbeiten. Kreislaufwirtschaft und insbesondere der von der EU unterstützte Ansatz „Zero-Waste“ ist eine Option.

Zero-Waste setzt sich ein für die Bewahrung aller Ressourcen mittels verantwortungsvoller Produktion, Konsum, Wiederverwendung und Rückgewinnung von Produkten, Verpackungen und Materialien ohne Verbrennungen und Absonderungen zu Land, Wasser oder Luft, welche die Umwelt oder die menschliche Gesundheit bedrohen.

Unser Gastredner, Tobias Peter, Vorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat Leipzig, betont: „Individuelles Handeln zur Vermeidung und Verminderung von Abfällen stößt an Grenzen. Strukturelle und systemische Veränderungen sind notwendig.“

Daher gibt es mittlerweile auf EU-Ebene einen Kreislaufwirtschafts-Aktionsplan und auf Bundesebene ein Kreislaufwirtschaftsgesetz. Mehrere Städte in ganz Europa, darunter München und Kiel sind zudem bereits dem von der EU unterstützten Netzwerk Zero-Waste-Cities- beigetreten. Leipzig bereitet sich auf einen Beitritt vor. Zero-Waste-Cities erarbeiten und implementieren konkrete Aktionspläne, um Abfall zu vermeiden und zu vermindern und damit notwendige Ressourcen wieder zu verwenden.

In unserer Grünen Stunde berichtete Tobias Peter, wie Leipzig seine Politik auf Zero-Waste umstellt: Im Oktober 2021 hat die Ratsversammlung Leipzig den Beschluss gefasst, sich für das Netzwerk Zero-Waste-Cities zertifizieren zu lassen und dafür unter Beteiligung der Öffentlichkeit eine kommunale Zero-Waste Strategie zu erarbeiten. Die Umsetzung ist mit quantitativen Zielen, Eckpunkten und Meilensteinen unterlegt, deren Erreichung regelmäßig nachverfolgt werden.

Tobias Peter unterstreicht, dass Zero-Waste zunächst eine Vision ist, die nach und nach verwirklicht wird. Zunächst will Leipzig die folgenden Kernziele erreichen:

  • Sicherung des hohen Niveaus und kontinuierliche Steigerung der Trennung gesammelter Restabfälle.
  • Reduzierung des Restabfallaufkommens um mindestens 15% bis 2030 und um 50% bis 2035.
  • Reduzierung des Siedlungsabfallaufkommens um mindestens 20% bis 2030
  • Steigerung der Bioabfallerfassung um mindestens 30% bis 2030 und Steigerung der Anstrengungen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung
  • Ausbau der Unterstützungsangebote lokaler Gewerbetreibender zur Reduzierung der Restabfälle (Abfälle zur Beseitigung)

Diese grundsätzlich andere Form des Wirtschaftens nützt nicht nur Umwelt und Klima. Sie kann auch dazu beitragen, neue wirtschaftliche Wertschöpfung vor Ort zu schaffen. Folgt man den Berechnungen der EU, können bis 2030 allein in Leipzig bis zu 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze und 100 Mio. Euro zusätzliche Wertschöpfung in diesem Bereich entstehen, z.B. in den Bereichen Produktdesign, Reparatur oder Mehrwegsysteme.

Nach der Vorstellung das Modells diskutierten die Teilnehmer:innen insbesondere auch, wie es in Potsdam realisierbar wäre. Ein Mitglied unterstrich die vielen Vorteile: „Zero-Waste heißt Arbeitsplätze, Lebensqualität und Klimaschutz.“

Als Hindernisse für die Umsetzung des Ansatzes in Potsdam wurde genannt, dass Potsdam anders als Leipzig kein eigenes kommunales Entsorgungsunternehmen hat, das mit der Entwicklung und Umsetzung der Zero-Waste-Strategie beauftragt werden könnte. Man müsste daher über alternative Strukturen nachdenken. Das Leipziger Konzept ist nur in engem Austausch mit unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Gruppen und der Wirtschaft umsetzbar. Für diese Vernetzungsarbeit sind personelle Ressourcen notwendig, die Leipzig durch neue Stellen geschaffen hat. Dies ist nicht für alle Kommunen möglich.

Initiatorin der Veranstaltung war unser Vorstandmitglied, Petra Müller-Glodde, sie fasste den Abend wie folgt zusammen: „Diese einstündige Diskussion war ein Auftakt, der Potentiale und Herausforderungen deutlich gemacht hat. Für viele Wirtschaftsunternehmen ist es heute schon deutlich, dass bei begrenzter Ressourcenverfügbarkeit Kreislaufwirtschaft ein Teil der Lösung ist, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu erhöhen. Wie Potsdam seine Wirtschaft in diesem Prozess unterstützen kann, werden wir weiter diskutieren. Wir freuen uns auf eine breite Beteiligung beim vertieften Austausch.“

Weiterführende Informationen:

Rede von Tobias Peter; Akteur- und Bürgerbeteiligungsprozess in Leipzig; Kommune Leipzig will Zero-Waste-City werden; Zero-Waste-Germany; Zero-Waste Köln; Masterplan Zero-Waste (PDF); Zero-Waste-Kiel

 

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