Offener Brief: Kritik nicht "kleinreden", sondern verantwortungsvoll damit umgehen

Sehr geehrte Frau Ministerin Tack, die Presseinformation in der Anlage habe ich als Kreisvorsitzender, als Reaktion auf Ihre Presseinformation, als Ministerin für Gesundheit und Umwelt in Ihrem Wahlkreis, vom 19.04. herausgegeben. Mit Ihrer Reaktion, die Überprüfung des Forschungsreaktors sei "entbehrlich", handeln Sie Frau Ministerin grenzwertig.In diesem Offenen Brief möchte ich Ihnen noch einmal verdeutlichen, dass es mir nicht nur um eine Reaktion auf Ihre Äußerungen geht, sondern darum, Ihnen eine substanzielle Kritik nahe zu bringen.

23.04.11 –

Sehr geehrte Frau Ministerin Tack,

die Presseinformation in der Anlage habe ich als Kreisvorsitzender, als Reaktion auf Ihre Presseinformation, als Ministerin für Gesundheit und Umwelt in Ihrem Wahlkreis, vom 19.04. herausgegeben.

Mit Ihrer Reaktion, die Überprüfung des Forschungsreaktors sei "entbehrlich", handeln Sie Frau Ministerin grenzwertig.
In diesem Offenen Brief möchte ich Ihnen noch einmal verdeutlichen, dass es mir nicht nur um eine Reaktion auf Ihre Äußerungen geht, sondern darum, Ihnen eine substanzielle Kritik nahe zu bringen.

Forschungsreaktoren sind nach Auffassung von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN grundsätzlich einer Überprüfung zu unterziehen.
Ein Gesichtspunkt wurde kürzlich im Forschungszentrum Jülich öffentlich bekannt.
Kurzer Hand  sind dort "radioaktive Kugeln" abhanden gekommen und bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Ein weiterer Aspekt ist mit zu prüfen, ob der klein- und mittelradioaktive Atommüll, aus Forschung und Medizin, in Landessammelstellen möglichst nicht in der Nähe von "dichtbesiedelten Regionen" gelagert wird.
Eine Forderung, die bereits aus den 80er Jahren kommt und nun wieder auf der Tagesordnung steht.

Die Verantwortung für den BER II liegt ja hauptsächlich beim Land Berlin und beim Bund.
Eine Belehrung von Ihnen als Ministerin, "wir hätten Ihre Äußerungen nur teilweise gelesen" und Ihr "nachdrücklicher" Hinweis, dass BER II auch nützlich für die medizinische Forschung sei, nehme ich wiederum als Hinweis dafür auf, auch unsere Kritik nicht "kleinzureden", sondern verantwortungsvoll damit umzugehen.

Neben der "Flugroutendiskussion", wo auch Oberbürgermeister von Potsda, Jann Jakobs, prüfen lassen möchte, ob der Forschungsreaktor BER II durch ein Flugverbot berücksichtigt wird, werden wir zukünftig wieder eine Diskussion zu dem anfallenden Müll haben.

Es sollte vor diesem Hintergrund ernsthaft geprüft werden, ob nicht die Landessammelstellen für niedrig- und mittelradioaktiven Müll , der Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg - Vorpommern so zusammengefasst werden können, um diesen Müll an nicht besiedelten Stellen und entsprechend sicher zu lagern und zeitweise umzulagern.

95 % des Atommülls in Deutschland kommen aus der Atomindustrie und Atomforschung.
Knapp 5 % des Mülls kommen von industriellen Anwendern radioaktiver Isotope.
In der Bundesrepublik fallen lediglich ca. 0,4 % des gesamten Atommülls aus der Nuklearmedizin (aus medizinischen Anwendung) an.
(vgl.  Broschüre Asse, Gorleben und andere Katastrophen, herausgegeben von ausgestrahlt e.V., weitere Infos unter www.ausgestrahlt.de)

Daher ist es nur folgerichtig zu prüfen, wie es auch im Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Berlin steht:

"Für den Sicherheitscheck müssen als Mindestmaßstab das neue Kerntechnische Regelwerk (KTR) und ggf. weitergehende Anforderungen der Reaktorsicherheitskommission zu Grunde gelegt werden. Im Zuge der Überprüfung des Berliner Forschungsreaktors BER II soll auch die Frage nach dem Verbleib der auf dem gleichen Gelände lagernden leicht- und mittelradioaktiven Abfälle angegangen werden."
(vgl. Antrag  der Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN im Berliner Abgeordnetenhaus, Drucksache 16 / 4049 vom 06.04.2011)

Ein weiterer wichtiger Punkt der Forschung sei hier als anfänglich teuere, alternative Variante noch einmal verdeutlicht.
Die Neutronenforschung im Helmholtz- Zentrum des Hahn-Meitner Instituts.
Eine weitere Möglichkeit, Kernreaktionen zu erzeugen, ist der Beschuss von Atomkernen (z.B. Blei) in Spallationsquellen, mit hochenergetischen Protonen - eine "Abdampfung" von Neutronen.
Die Erzeugung der hochenergetischen Protonen erfolgt mit einem Teilchenbeschleuniger, daher ist kein Uran 235 / Plutonium nötig.
Es entsteht keine Kettenreaktion: eine Abschaltung des Beschleunigers stoppt die Neutronenquelle.
Es fällt nur mittelradioaktiver Abfall an, kein hochradioaktiver Müll.
Mit diesem Verfahren sind höhere Neutronenflüsse möglich.

Die Inbetriebnahme der Europäischen Spallationsquelle ESS erst 2020 möglich, da sehr hohe Kosten: ca. 1,5 Mrd, Euro.
Es sollte zukünftig qualifiziert darüber debattiert werden, ob nicht schon früher ein solches Verfahren möglich ist.

90 bündnisgrüne Grüße

Uwe Fröhlich, Sprecher des KV Potsdam

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