1. Für eine behutsame, ökologische, soziale und denkmalgerechte Stadtentwicklung

Potsdam ist mit der weltberühmten Kulturlandschaft ein Anziehungspunkt für alte und neue Einwohner, für Touristen und für Gewerbeansiedlungen. Die Landeshauptstadt bietet mit ihren großen Parkanlagen, Wasserflächen und kulturhistorisch bedeutenden Wohngebieten ideale Lebensbedingungen. Potsdam weist als eine der wenigen Städte eine positive Bevölkerungsentwicklung auf. Besonders junge Familien mit Kindern kommen nach Potsdam. Die Neubaugebiete aus der Zeit der DDR und die historischen Stadtteile sind ebenso bewohnt wie das nach der Wende errichtete Kirchsteigfeld oder die Wohnsiedlungen um das Buga-Gelände.

Die weitere Entwicklung der Stadt muss den modernen Anforderungen und Bedürfnissen Rechnung tragen, aber gleichzeitig diesen besonderen Stadtraum respektieren. Diese Anforderungen können nur mit einer ökologisch, sozial, nachhaltig und denkmalgerecht orientierten Stadtentwicklung erfüllt werden.

Kennzeichen bündnisgrüner Stadtentwicklungspolitik war immer die Erhaltung der historisch gewachsenen, schützenswerten Qualitäten Potsdams und ihre Wiedergewinnung in Bereichen, wo sie verloren gegangen sind. Die Erhaltung und Pflege des historischen Erbes ist für uns nicht Selbstzweck. Auch geht es nicht um ein Herausputzen der Stadt. Im Mittelpunkt stehen für uns vielmehr die Menschen: Die Bewohner Potsdams, die ständig hier leben und natürlich auch die Touristen, die Potsdam wegen seiner bedeutenden Sehenswürdigkeiten besuchen.

Für die Menschen ist die historisch gewachsene Stadtgestalt in aller Regel eine attraktive Umgebung – jedenfalls viel stärker als die spätere Stadtgestaltung im Sinne reiner Funktionalität und Autogerechtigkeit. Dies hat nichts mit einer Glorifizierung von Geschichte, Militarismus und Preußentum zu tun, sondern mit Genuss, Kultur und Entspannung. Dies wird deutlich, wenn man sich den typischen Besucher der preußischen Schlösser und Gärten ansieht. Dasselbe gilt auch für das Bedürfnis, bestimmte verloren gegangene Elemente des Stadtbildes wieder herzustellen.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen deshalb die Potsdamer Kulturlandschaft schützen und bewahren und eine Stadtentwicklung verhindern, die diese durch unmaßstäbliche Architektur und Verkehrstrassen zerstört. Dabei unterstützen wir die Wiederherstellung historischer Stadtteile ebenso wie die Verbesserung der Lebensqualität in den Neubaugebieten.

Die Potsdamer Mitte wiedergewinnen

Ein wichtiges Anliegen ist für uns die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte, denn hier klafft bisher ein großes städtebauliches Loch, das von sehr vielen BewohnerInnen und BesucherInnen auch als solches wahrgenommen wird. Die Potsdamer Mitte muss daher durch wichtige politische und kulturelle Funktionen aufgewertet werden. Wohnungen sollen für ihre Belebung sorgen. Die Wiederherstellung der zerstörten Stadtstrukturen ermöglicht ein menschliches Maß für die öffentlichen Räume, in denen man sich wohl fühlen kann. Die Verkehrsströme sollen sich den städtebaulichen Vorgaben anpassen. Die Berücksichtigung des bedeutenden baulichen Erbes wird die Aufenthaltsqualität wesentlich steigern. In der am historischen Grundriss orientierten Entwicklung der Potsdamer Mitte vor allem ein inakzeptables Verkehrshindernis zu sehen, wie das die Potsdamer Linke tut, wird der Stadt genauso wenig gerecht wie darin die Wiedererrichtung eines Symbols des Absolutismus zu sehen..

Das Engagement der BürgerInnen für den Wiederaufbau der historischen Außenfassaden des Stadtschlosses in Verbindung mit dem neuen Landtagsgebäude soll Berücksichtigung finden. Moderne Bauten in der Potsdamer Mitte müssen sich maßstäblich an den Vorgängerbauten orientieren und höchste architektonische Ansprüche erfüllen. Am Platz der Einheit soll die Stadt- und Landesbibliothek saniert werden. Historisches Erbe, die Zeit der DDR und neues Bauen können hier eine spannende Synthese bilden.

Auch für das Stadtquartier um den Neuen Markt sehen wir das Potential einer bedeutenden Entwicklung: Die Sanierung des Brockschen Hauses und der Wiederaufbau des Langen Stalls für eine kulturelle Nutzungen sind auch nach der Entscheidung, das Potsdam Museum im Alten Rathaus anzusiedeln, eine wichtige Option ermöglichen mit den anderen Museen des Quartiers eine dynamische Entwicklung. Wir unterstützen den Bau einer modernen jüdischen Synagoge in der Schlossstraße.

Die Errichtung der Garnisonkirche steht für uns im Rahmen des Coventry-Versöhnungsgedankens. Der von vielen heraufbeschworenen Wiederentstehung eines Symbols des preußischen Militarismus kann so aktiv begegnet werden, ohne auf den Wiederaufbau dieses wichtigen Gebäudes Potsdamer Architektur verzichten zu müssen. Mit den geisteswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen am Neuen Markt kann sich hier ein besonderes geistesgeschichtliches Zentrum entwickeln.

Neubaugebiete sanieren und weiterentwickeln

Wir setzen uns für die Sanierung und Weiterentwicklung der Neubaugebiete aus der DDR-Zeit ein. Diese wurden häufig funktional als Schlafstätten für an anderer Stelle arbeitende Bewohner gebaut. Die Folge war, dass Aufenthaltsqualität, Vielfalt und der menschliche Maßstab in diesen Vierteln eine geringere Rolle spielten. Hieraus resultieren Probleme, die bis heute in manchen dieser Viertel auftreten.

Wir wollen, dass auch durch Umbaumaßnahmen die Lebensqualität in den Neubaugebieten gestärkt wird. Dafür sind auch mehr Flächen zu schaffen, die für das Verweilen geeignet sind. Dafür sind insbesondere bei der Verkehrsplanung die Belange der FußgängerInnen stärker zu berücksichtigen als das bisher der Fall ist. Wir können uns zum Beispiel eine Umgestaltung der Galileistraße oder der Konrad-Wolf-Allee vorstellen, bei der die überdimensionierten Flächen für den Autoverkehr zugunsten von Grünstreifen zurückgebaut werden. Eine gemeinsame Nutzung von Fahrbahnen für Straßenbahn und Autoverkehr ist für uns in diesen wenig beanspruchten Straßen denkbar.

Projekte, wie der Integrationsgarten am Schlaatz können dabei helfen, die Herausforderungen, die aus der sozialen Zusammensetzung der Bevölkerung in den Neubaugebieten erwachsen, aufzugreifen und zu bewältigen. Wir möchten derartige Projekte verstärkt fördern.

Die Stadtverordneten haben mit dem Beschluss, den entwickelten Masterplan für die Wohngebiete Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld zur Grundlage der Entwicklung dieser Stadtteile zu machen, einen Schritt in die richtige Richtung getan. Leider halten sich einige Parteien nicht an den Beschluss. Wir hätten uns zum Beispiel andere Nutzungen der ehemaligen Brache am Sterncenter vorstellen können, die die Wohngebiete stärker zusammengeführt hätten, als es ein Gewerbeansiedlung möglich macht. Auch beim großen Garagenkomplex am Schäferfeld sind wir anderer Meinung als andere Parteien. Wir wollen angesichts wachsender Wohnraumknappheit diese Fläche für den Wohnungsbau ausweisen. Die Erschließung dieses Bereiches würde dann auch ermöglichen, den Uferbereich des Baggersees mit sanitären Anlagen auszustatten.

Innerstädtische Brachflächen entwickeln und wiederverwerten

Die ungebrochen fortschreitende Zersiedlung der Landschaft ist nicht nur umweltpolitisch schädlich, sondern sie vernichtet auch immer mehr fruchtbares Acker-, Grünland und Naturlandschaft, das zur Ernährung, als Rückzugsraum für Wildtiere und Pflanzen und als als Erholungsraum der Menschen auch in Zukunft gebraucht wird. Wir Bündnisgrüne sehen es daher als notwendig an, der Zersiedelung etwas entgegen zu setzen.

Angesichts einer voraussichtlich weiter zunehmenden Einwohnerzahl werden in Potsdam auch in Zukunft neue Siedlungen gebraucht. Wir unterstützen in diesem Zusammenhang die Entwicklung von innerstädtischen Brachflächen zu attraktiven Orten für Wohnen, Handel und Gewerbe. Dies liegt im Interesse der Freihaltung der Potsdamer Kulturlandschaft von Bebauung. Es geht uns aber auch darum, in geeigneten Teilbereichen im Stadtgebiet eine urbane Verdichtung neu zu entwickeln. Hierzu zählen u. a. die Speicherstadt, das Gelände des früheren Reichsbahnausbesserungswerkes, aber auch das Havelufer am Alten Markt, die Flächen nördlich des Hauptbahnhofes an der Babelsberger Straße und die Fläche des früheren Straßenbahndepots an der Heinrich-Mann-Allee. Auch hier drängen wir auf Planungsqualität, die Einhaltung von Umweltverträglichkeit und Beteiligungsmöglichkeiten

Sinnvoll ist auch die Entsiegelung von ungenutzten bebauten Flächen aber, für die (noch) keine neue Nutzung in Sicht ist. Diese gilt es in Zukunft viel stärker als bisher voranzutreiben.

See- und Flussufer erlebbar machen

Wir treten für die öffentliche Zugänglichkeit der See- und Flussufer ein. Diese Gebiete ermöglichen eine für Städte ohnehin gering bemessene Möglichkeit, Naturräume zu erleben. Insbesondere am Griebnitzsee und am Groß Glienicker See ist aber auch die Geschichte ein gewichtiges Argument, deren Uferwege erlebbar und im wahrsten Sinne des Wortes „erfahrbar“ zu halten. Die ehemaligen Grenzwege müssen als bedeutendes Zeugnis der deutschen Geschichte als Teil des Mauerradweges für den Radverkehr offen bleiben.

Um die Konflikte mit den GrundstückseigentümerInnen beizulegen, setzen wir auf Verhandlungen. Im Gegensatz zu anderen Parteien wären Enteignungen für uns allerhöchstens das letzte Mittel.

Angemessene Nutzung der Parks ermöglichen

Die Parks der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sind bedeutende kulturhistorische Erlebnisräume. Sie sind gleichzeitig Teil der Gesamtstadt und gehören zum Lebensraum der BürgerInnen. Sie tragen wesentlich zum guten Stadtklima bei.

Die Auseinandersetzungen um die Nutzung der Parks ist in den letzten Jahren sehr kontrovers und polarisiert geführt worden. Dabei vertreten wir Bündnisgrüne die Auffassung, dass es möglich ist und sein muss, Lösungen zu finden, die eine rücksichtsvolle Nutzung der Anlagen über die reine Betrachtung hinaus ermöglichen.

Dabei sollte das Radfahren auf bestimmten Verbindungswegen genau so möglich sein wie die Nutzung bestimmter Flächen als Liegewiesen. Dies sollte dann aber auch heißen, dass auf den anderen Wegen und Parkflächen der Vorrang anderer Erholungsnutzungen und des Schutzes der Parkanlagen geachtet wird.

Wir begrüßen ausdrücklich das Entgegenkommen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten beim Streit um das Radfahren in den historischen Parks. Damit im Sinne des neuen Radverkehrskonzeptes der Stadt alle Lücken auf den wichtigsten Fahrradrouten der Stadt geschlossen werden, fordern wir die Stiftung dazu auf, an einigen Stellen noch nachzubessern.

Die Barriere am Parkeingang in den neuen Garten an der Gotischen Bibliothek sollte abgebaut werden und der Weg bis zum Haupteingang an der Alleestraße zum Radfahren freigegeben werden. Genauso wie die Wege vom Dreikönigstor bzw. vom Eingang am Friedenshaus bis zur Friedenskirche bzw. dem Eingang Grünes Gitter im Park Sanssouci. Außerdem fordern wir die Aufhebung des immer noch geltenden Mitführverbots von Fahrrädern abseits der freigegebenen Strecken. Wir wünschen uns auch weiterhin einen lebendigen Dialog zwischen BürgerInnen und Stiftung zum beiderseitigen Nutzen.

Natursteinpflasterstraßen als Gewinn für die Stadt betrachten

Straßen bilden zusammen mit den Hausfassaden und den Straßenbäumen den Stadtraum, den alle Bürger täglich erleben und nutzen. Sie tragen wesentlich zum Gesamtbild einer Stadt bei. Alle Straßen sollen als Lebensräume, nicht nur als Verkehrswege betrachtet werden.

Natursteinpflasterflächen sind dabei in mehrfacher Hinsicht wertvoll: Sie sind ein kostbares kulturelles Erbe. Sie sind ökologisch wertvoll, weil sie gut für das Stadtklima sind. Feuchtigkeit kann vor Ort versickern, verdunsten und die Straße abkühlen. Die lange Haltbarkeit und gute Reparaturfähigkeit macht die Straßen extrem wirtschaftlich.

Wir setzen uns für die Erhaltung der Straßen, ihre Reparatur, die Berücksichtigung und Pflege der handwerklichen Methoden ein. Wir fordern weiter ein Konzept zum Umgang mit den Natursteinpflasterstraßen ein. Vorgefundenes Erbe und heutige Verkehrsnutzung sind vereinbar, wenn die Lenkung der Verkehrsbelastung dem Natursteinpflaster Rechnung trägt und professionelle Verlegetechniken eine gute Befahrbarkeit und die Verminderung der Geräuschbelastung ermöglichen. Die Belange von Mobilitätsbehinderten und Sehschwachen sind uns dabei ebenso wichtig wie die der Radfahrer. Bauliche Detaillösungen und gegenseitige Rücksichtnahme machen alle Straßenräume für alle nutzbar. In diesem Zusammenhang wollen den Dialog zwischen Behindertenvertretern und Denkmalschutz weiter befördern. Denn auf diesem Gebiet ist noch einiges zu tun.

Die Besonderheiten des Potsdamer Nordens berücksichtigen

Potsdam ist nicht nur Stadt, sondern zu einem großen Teil auch ländlicher Raum. Die Ortsteile im Potsdamer Norden haben vielfach ihren dörflichen Charakter bewahrt. Städtische Standards in der Straßenbeleuchtung, im Straßenbau sowie der Oberflächen- und Abwasserbeseitigung sind hier nur bedingt anwendbar. Dies gilt es in der Stadtpolitik zu berücksichtigen. Wir setzen uns für den Erhalt der bestehenden dezentralen Abwasseranlagen genauso ein wie für die ortsnahe Versickerung von Regenwasser. Wir unterstützen Initiativen, die den Nord- und Westraum in ihren kulturlandschaftlichen Qualitäten erkennen und entwickeln wollen, wenn Umwelt- und Naturschutzbelange dabei angemessen Berücksichtigung finden.

Kleingärten erhalten

Kleingärten dienen u. a. der Naherholung und vermeiden Verkehr für Fahrten ins Grüne. Sie tragen aber auch dazu bei, vielen Städtern Umwelt und Natur nahe zu bringen. Dies ist gerade auch für Kinder ein nicht zu unterschätzender Beitrag, einen Bezug zur natürlichen Umwelt zu entwickeln. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen daher zu den Kleingärten und dem Kleingartenkonzept. Gleichzeitig können wir aber die Umwandlung von Kleingärten für andere städtebauliche vorhaben nicht immer völlig ausschließen. Dies würde die Möglichkeiten der Stadtentwicklung ansonsten allzu sehr beschränken.

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